Ast mit Äpfeln

Die ersten Bäume wurden im Gründungsjahr 2006 gepflanzt. Seitdem kommen jährlich weitere Bäume hinzu. Auf drei Wiesen, zwei großen (jeweils etwa 0,5 ha) und einer kleineren, stehen mittlerweile 180 Bäume verteilt auf 12 unterschiedliche Obstbaumarten:

Apfel, Birne, Elsbeere, Kirsche, Maulbeere, Mirabelle, Pflaume, Quitte, Renekloden, Speierling, Walnuss und Zwetschge

Vom „Adersleber Kalvill“ über den „geflammten Kardinal“ bis hin zum „Wiltshire“ sind auf den Bortfelder Wiesen insgesamt mehr als 100 unterschiedliche Sorten zu finden. Bei der Sortenauswahl wird der Schwerpunkt auf alte und regionale Sorten gelegt. Weitestgehend handelt es sich bei den Bortfelder Bäumen um sogenannte Hochstämme. Das bedeutet, der Kronenansatz der Bäume liegt in 180-220 cm Höhe, die Kronen werden daher breiter und höher. Die großkronigen Obstbäume sind eine Bereicherung des Landschaftsbildes und aus Naturschutzsicht wertvoll, da sie zahlreichen bedrohten Vogel-, Insekten- und Pilzarten einen Lebensraum bieten. Nach dem Motto "so viel wie nötig, so wenig wie möglich" werden die Bäume weitestgehend der Natur überlassen. Möglichst naturnah und entsprechend des jeweiligen Standorts sollen sie sich entwickeln, unabhängig von Ertragsmengen und Wachtumsfaktoren. Außerdem sind sie ganzheitlich zu betrachten. Jedes Detail, auch abgesorbene Äste oder abgeworfene Früchte haben eine Funktion und sind im Zusammenwirken aller Bereiche der Wiese zu sehen. Einsätze von Treckern oder anderen schweren Geräten auf der Wiese müssen somit immer von neuem abgewogen und geprüft werden. Extensive Mittel sind vorzuziehen. Der Spagat zwischen Kulturlandschaft und Naturbiotop ist nicht immer leicht und eine Herausforderung für den Verein. Insbesondere die Veränderungen durch den Klimawandel und unterschiedliche Bodenqualitäen auf den Wiesen erfordern angepasste Konzepte und Denkansätze.

Einsatz des "Wassertrupps" in sehr trockenen Monaten
Einsatz des "Wassertrupps" in sehr trockenen Monaten

Wie der Name Streuobstwiese schon sagt, sind die Bäume ganzheitlich zu betrachten. Somit liegt ein weiteres Hauptaugenmerk des Vereins auf der Pflege des Grünlands.

Die in der Vergangenheit intensiv genutzten Flächen sollen durch Aushagerung zu extensiven Grünlandflächen werden, die als Lebens- und Schutzraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten dienen. Viele, teils seltene Blumen- und Gräserarten, Heuschrecken, Schmetterlinge, Wildbienen, zahlreiche weitere Insekten, Vögel (Wiesenbrüter) und Säugetiere finden so auf den Bortfelder Wiesen selten gewordene Rückzugs- und Lebensräume. 

In unserer Zeit, in der Lebensmittel immer weniger kosten dürfen, sind Landwirte gezwungen, kleine Äcker zu großen Flächen zusammenzulegen, um mit modernsten Produktionsverfahren rentabel wirtschaften zu können. So wird die Streuobstwiese in einer sonst ausgeräumten Landschaft zu einer Nische für viele Kleinlebewesen. 

Hecke mit Nest

Beeindruckende 3000 verschiedene Kleintierarten können sich auf einer eingewachsenen Streuobstwiese mit älterem Baumbestand einfinden. Zu der Biodiversität tragen auch die Hecken auf der Streuobstwiese bei. Als Windschutz für die Bäume, als weiterer Lebens- und Rückzugsraum für Tiere sowie als Gestaltungselement, sind sie von großer Bedeutung. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf regionalen und standortgerechten Pflanzen wie Schlehe, Sanddorn, Hainbuche, Holunder, Weißdorn, verschiedenen Hartriegelgewächsen, Haselnuss, Eberesche, Salweide und Wildrosen.

Seit Juni 2018 unterstützen zwei Schafe den Verein bei der Wiesenpflege. Plietsch und Töffel sind Shropshire-Schafe. Die Rasse heißt so, weil die Schafe ursprünglich aus dem Gebiet Shropshire in England kommen. Anfangs als Fleischrasse gezüchtet, gewinnen die Shropshire-Schafe aktuell im Bereich der Grünlandpflege an Bedeutung. Reinrassige Shropshire-Schafe haben eine besondere Eigenschaft: Sie interessieren sich nicht für Zweige und Rinden. Die nutzen das Holz der Bäume nicht als Futterquelle und können bedenkenlos auf der Streuobstwiese gehalten werden.

Plietsch und Töffel